Wer lernt von wem?

image In meiner letzten Fortbildung für Grundschulkolleginnen und -kollegen hatte ich zwei kompetente Helfer: Zwei Schüler aus der sechsten Klasse übernahmen es, nach einer Präsentation ihrer Schülervorträge am Smartboard, je einer Kleingruppe von Lehrkräften das Smartboard vorzustellen und sie bei den ersten “Schritten” daran (schreiben, vergrößern/verkleinern, schieben, löschen) zu unterstützen. Für die Kolleginnen und Kollegen war es damit sehr anschaulich zu sehen, wie die Schüler damit schon nach einigen Wochen arbeiten können.
Es ist beeindruckend wie schnell sich die Schüler (auch mit der Notebook-Software zu Hause am PC) im Laufe des letzten halben Jahres die Arbeit mit dem Smartboard und der Software aneigneten.

Die Schüler/Lehrerrolle….

… wird beim Einsatz neuer Medien auf interessante Weise in Frage gestellt oder besser: neu strukturiert. Die Lehrkräfte haben ja in der Regel einen Wissensvorsprung im Unterricht, wenn es um Zahlen, Daten, Fakten und Arbeitsmethoden geht. Die Lehrkräfte sind die Lehrenden, die Schülerinnen und Schüler die Lernenden. Durch geöffnete und individualisierte Unterrichtsformen wird dieses Prinzip hier und da schon in Frage gestellt – Schüler können auch Experten werden mit Wissensvorsprung in einzelnen Teilbereichen.
Die Arbeit mit dem Computer ist u.a. dadurch gekennzeichnet, dass die Schüler grundsätzlich einen Vorsprung vor den erwachsenen Lehrkräften haben:  Ausprobieren, Learning-by-doing, Versuch-und-Irrtum beim Umgang mit Computer und Internet verwirklichen sie in atemberaubendem Tempo und unbekümmerter als Erwachsene. So ist es kein Wunder, dass sich engagierte Schülerinnen und Schüler die Nutzung der Software am Smartboard schneller aneignen als viele Lehrkräfte. Wenn sie dies auch noch mit Zielrichtung auf die Erstellung z.B. eines Vortrages vor der Klasse zu einem Thema machen, verbinden sich sinnvoll die Erarbeitung von Inhalt und Form.

Abgesehen von technisch-gestalterischen Details der Software (die Lehrkraft arbeitet sich unterrichtsorientierter in die Software ein) kann hier die Lehrkraft aber wieder ihre Stärken im Lehr-Lernprozess im Unterricht einbringen: Den Schülern helfen bei der Erarbeitung des Inhaltes eines Vortrages, Mindmapping nahebringen (am PC oder auf Papier), Arbeitsschritte strukturieren helfen, Arbeit mit Texten anregen und unterstützen oder weitere Hilfsmittel einbringen (z.B. Wörterbuch in Buchform!).

Die Lehrkraft wird also eher Lern-Begleiter und –Unterstützer auf schülereigenen Lernwegen. Die Schülerinnen und Schüler können Selbstbewusstsein erlangen in Lehr-Lernsituationen gegenüber den Lehrkräften.

2 Kommentare

  1. Wenn der Lehr – Lernverhältnis allerdings als hierarchisch wahrgenommen wird, ist die veränderte Rollenzuschreibung – Lernbegleiter unter Umständen schwer zu verkraften. Als Lernbegleiter muss man loslassen und sich von vordefinierten Zielen verabschieden. Das fällt nicht immer leicht und verhindert in vele Fällen den Einsatz neuer Medien. Dazu wird sicherlich in dieser Sendung auch etwas berichtet: http://www.3sat.de/page/?source=/neues/sendungen/magazin/144904/index.html&cx=27

  2. Hallo,
    danke für deinen Kommentar. Ich denke, man muss als Lernbegleiter zwar auch loslassen können, aber auch den Lernenden Ziele (an-)bieten: man muss es eben aber auch ertragen (können), dass die Ziele der Lernenden nicht immer die des Lehrenden sind.
    Die „neues“-Sendung heute habe ich gleich zur Aufnahme programmiert 🙂
    Gruß
    Thomas

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