Der Hype-Zyklus – Digitale Technik im Unterricht

Ein Twitterbeitrag im Blog kubiwahn hat mich sehr beschäftigt. Es geht um das Kennenlernen, die Einführung , den Nutzen usw. von digitaler Technologie (im Unterricht) In diesem Diagramm von Kubiwahn ist alles schön zusammengefasst:

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Was sich bei Kubiwahn sehr stark auf die Handschrift, das Schreiben – analog oder digital – bezieht, beziehe ich auf digitale Unterrichtsmöglichkeiten in der Grundschule (bei uns bis Klasse 6): der Tablethype. Ich konnte das gut nachvollziehen: Kennenlernen der neuen Technik, Begeisterung und überzogene Erwartungen, schließlich das “Abkühlen” –übrig bleibt pragmatisch Machbares, Innovatives in kleinen Dosen.

Man sollte sich dieser Kurve bewusst sein, denn ja nachdem, an welcher Stelle man steht, hat man richtige oder voreilige Entscheidungen getroffen. Überstürzte Einkäufe von Klassensätzen an technischem Gerät in der Gipfelphase kann nur heißen, dass es später dann doch nicht so gut läuft…

Ich möchte mich aber gerne begeistern lassen! Habe Spaß an technischen Innovationen und möglichen Perspektiven für Unterricht und Bildung. Probiere das möglichst alles selber aus. Aber: Man muss dann ja nicht gleich (!) alles umsetzen, einsetzen, kaufen und möglich machen. Etwas Zeit – Geduld (!) – scheint mir hier angebracht. Dinge, für die mich heute begeistere, sehen morgen in etwas anderem Licht vielleicht schon nicht mehr so perfekt und optimal aus.

Für einzelne Projekte mit digitaler Unterstützung in der Klasse gilt wohl noch die alte Weisheit KISS – keep ist small and simple. Wenn Herr X am Anfang der Geografiestunde erst das wLan aufbauen muss, die Notebooks holt, die Stromverkabelung quer durch den Klassenraum einrichtet, den SMART Board –PC  hochfährt, Passwörter verteilt und und und dann ist ja kaum noch Zeit für Unterricht! (Abbauen nicht vergessen!)

 

Also – digitale Technologie einführen:

Ipad? Toll! Geht auch mit billigeren Androids? Klasse! Doch lieber Win 8.1 er? Super. … Wie könnte man vorgehen?

1. Marktrecherche; parallel dazu “Was will ich, was brauche ich?” für den konkreten Unterricht definieren

2. Testgerät besorgen (z.B: iPad ausleihen)

3. Testgerät oder selbst gekauftes privates Gerät daraufhin testen, ob es für reale Unterrichtsszenarien und – aufgaben geeignet ist.

4. Test mit Schülern durchführen, mal in den Unterricht mitnehmen, zeigen, anhören, was die dazu zu sagen haben (Zielgruppe evaluieren)

5. Spätestens jetzt Partner suchen (Kollegen…)

6. Geldgeber für kleine Stückzahl oder Einzelgerät suchen, anfangen (wie viel Geräte machen wie viel Aufwand?, Einsatz in Gruppenarbeit usw.)

7. Bei Eignung, Anschaffung mehrere Geräte, Einführung, Integration in Schulmedien”welt” usw.

Aber Achtung: Mittendrin kann es schon wieder den nächsten Hype mit anderen Geräten geben Zwinkerndes Smiley

Mehr zu den einzelnen Punkten:

zu 1. “Was will ich, was brauche ich?” möglichst genau definieren, das hilft später. Ein Tablet hat ja soooo viele Möglichkeiten. Aber im BioUnterricht möchte ich genau dies oder das damit machen – geht das später? Form: Listen, Unterrichtsideen schriftlich skizzieren, Mindmaps

zu 2: Manchmal kann man bei Firmen-Anbietern ein Testgerät besorgen; in Berlin gibt es z.B. mehrere Firmen, die iPads (auch für Veranstaltungen) gegen eine geringe Bebühr ausleihen

zu 3: Mindestens hier sollten genaue Ideen vorliegen, was man mit dem Gerät beispielsweise machen will (tolle Zusatzfeatures, die ich noch gar nicht kenne, kommen vielleicht sowieso später dazu, wenn ich das Gerät besser kennen lernen – “Ach, das geht auch?”). Dabei sollten unbedingt auch die Fähigkeiten der späteren Lehrkraft-Nutzer und der Schüler berücksichtigt werden. “Jeder” kann heute Videos auf dem Hände aufnehmen, schneiden, vertonen, präsentieren… wirklich? Was ist mit denen, die es nicht können? Kann ICH ihnen helfen? Welche App, welches Programm… Was wird im Markt angeboten?

zu 4: Auch mal die Schüler vorher fragen, mitnehmen. Nicht alles, was dem Pädagogen gefällt, finden die Schüler interessant und gut. Tablet – finden alles gut. Aber reicht ein billiges Einfach-Tablet,  wenn man als Schüler schon hochwertigere kennt?

zu 5: Partner suchen und finden! Einzellösungen (“Herr X. und seine Computer….”) sind fehlt am Platz. Sicher bestimmte Aspekte der Medienarbeit werden nur von einzelnen Personen abgedeckt (Admin am Server…). Wenn man aber Schulmittel einsetzt zur Anschaffung sollten auch zumindest mehrere Kollegen dabei mitziehen – Schulleitung eingeschlossen. Außerdem ist das gut, weil man sich dann auch vor Ort über Chancen und Probleme austauschen kann.

zu 6: Viele Schulen kaufen sich nicht gleich einen Klassensatz Notebooks oder Tablets, sondern zunächst einzelne Geräte um alles genau zu testen (z.B. Gerät im Schulnetzwerk, wLan usw.). Diese kann man schon einmal in Gruppen einsetzen. Der Verwaltungs- und Organisationsaufwand für 25 ipads ist recht enorm …

zu 7: Hat man schließlich ein passendes Gerät gefunden, was den Bedürfnissen entspricht geht es an die Umsetzung. Parallel zu diesem Ablauf hier, kann man schon um Partner werben (Förderverein, Sponsoren). Dabei wird noch einmal ganz wichtig, wie viel Geräte sinnvoll einsetzbar sind, stimmt die Umgebung (Aufbewahrung, wLan, Laden, updates, Benutzerkonten…). Dabei können es letztendlich auch nur 4-6 Geräte sein, die dann in Gruppen, an Lerntheken, im differenzierten Unterricht eingesetzt werden. Wichtig ist hier auch der Medienmix – was wird aus den “alten” Notebooks? Passt das SMART Board dazu? WLan in allen Räumen oder nur lokal?…

Genau, und während man damit beschäftigt ist, hat jemand festgestellt, dass das Armband mit PC oder die Brille mit Bildschirm nun absolut top wären und man das unbedingt für den Edu-Bereich einsetzen muss Zwinkerndes Smiley

Also, alles von vorn!?

Ein Kommentar

  1. Geduld, ja, die ist total wichtig. Das müsste ich in der Tat auch lernen. Für sich selbst ist schnell was gekauft, schnell gelernt, schnell Ideen entwickelt. Aber in der Schule geht’s dann langsamer, weil man eben nicht mehr allein ist.
    Wir bauen grad auch langsam auf, erstmal die Grundlagen schaffen, dann ein paar Klassenzimmer. Und dabei beständig der Versuch, die Kollegen mitzunehmen. Und die Kinder dann natürlich auch.

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